32. Bergsträßer Weinlagenwanderung

Seit ich denken kann, wandere ich am ersten Mai durch die Weinberge an der hessischen Bergstraße. Anfangs noch mit meiner Familie, später dann regelmäßig mit Freunden. Heute ist die jährliche Weinlagenwanderung einer der wenigen Termine im Jahr, an denen man mal wieder all die alten Gesichter zu sehen bekommt. Niemand möchte sich diese Tradition entgehen lassen. Gewandert wird bei Wind und Wetter – und ihr glaubt nicht, wie unterschiedlich das Wetter im Mai sein kann. Von strömendem Regen bis hin zur glühenden Sonne war bereits alles dabei!

Entsprechende Schilder weisen den Weg der Weinlagenwanderung.
Schilder weisen den Weg

Dieses Jahr, zur 32. Bergsträßer Weinlagenwanderung, hatten wir Glück. Das Wetter hätte nicht besser sein können: Sonne satt aber mit erträglichen Temperaturen. Gestartet sind wir – wie sehr viele andere auch – in Zwingenberg. Prinzipiell ist es möglich, die Route von Zwingenberg oder von Heppenheim aus zu beginnen. Da die Strecke mit 18 km nicht gerade kurz ist, beenden viele die Wanderung in Bensheim. Dieser Ort liegt in etwa in der Mitte. Entlang der Strecke können an insgesamt sieben Ständen Weine der Hessischen Bergstraße probiert werden. Die Auswahl reicht von verschiedenen Weiß-, Rot- und Roséweinen bis hin zu Perlweinen und Sekt. Darüber hinaus gibt es selbstverständlich auch nichtalkoholische Getränke sowie ein paar Kleinigkeiten zu Essen. Der gesamte Erlös der Weinlagenwanderung geht an den Weinbauverband Hessische Bergstraße e.V. Veranstaltet wird die Wanderung von den Bergsträßer Jungwinzern.

Erster Halt an einem Stand in den Weinbergen.
Erster Halt – die Stimmung ist ausgelassen

Da viele meiner Freunde nicht mehr direkt in der Umgebung wohnen, hatten wir einen Treffpunkt am Bahnhof vereinbart – ursprünglich 10 Uhr. Schnell wurde allerdings klar: Das können wir vergessen! Obwohl anlässlich der Weinlagenwanderung zusätzliche Regionalbahnen fuhren, waren alle derart überfüllt, dass es sogar zu Fahrtausfällen kam. Glücklicherweise bin ich bereits am Abend vorher angereist. Die Erzählungen der Anderen, nachdem sie knapp zwei Stunden später eintrudelten, waren wirklich erschreckend. Der eine verglich die Zugfahrt mit einem Viehtransport, die andere beschwerte sich über eine unfreiwillige Weindusche durch einen Mitfahrenden.

Nachdem sich alle am Bahnhof eingefunden hatten, ging es los – und trotz der teilweise beschwerlichen Anreise war die Stimmung erstaunlich gut. Aus diesem Grund mag ich unsere traditionelle Wanderung besonders: Egal unter welchen Umständen wir starten, ob das Wetter miserabel ist oder sich ganz Hessen, mehr oder weniger nüchtern, auf den Weg in die Kleinstadt Zwingenberg macht – die Stimmung ist immer ausgelassen und jeder bei bester Laune! Was mir außerdem gefällt, ist das vorherrschende Gemeinschaftsgefühl. Ob jung oder alt – jeder, der möchte und sich noch dazu in der Lage fühlt, macht sich auf den Weg, um gemeinsam die Strecke zu bewältigen und bei einem Gläschen Wein die schöne Aussicht zu genießen.

Der Weg ist voll mit gut gelaunten Wanderern.
Menschenmenge in den Weinbergen

Entsprechend wanderten wir zusammen mit einer riesigen Meute ebenfalls gut gelaunter Menschen in Richtung der Weinberge. Um die Menschenmassen zumindest anfangs noch zu umgehen, nahmen wir wie immer unseren Geheimweg: einen sehr steilen Trampelpfad, den bisher alle entweder gemieden oder nicht gekannt hatten. Dieses Jahr war das allerdings anders und so keuchten wir gemeinsam mit einer Traube anderer Wanderer den wahrscheinlich ungemütlichsten Teil der Wanderung hinauf in die Weinlagen. Der Rest der Strecke ist dafür sehr angenehm und leicht zu bewältigen. Es gibt zwar hin und wieder kleinere Steigungen aber nach ein bis zwei Gläschen Wein bemerkt man diese nicht mehr wirklich. Und allein für die fantastische Aussicht über die Weinberge sowie die angrenzenden Städtchen lohnt sich der Aufstieg!

Gut besuchter Stand mit Block auf das Auerbacher Schloss.
Stand mit Blick auf das Auerbacher Schloss

Gegen 15 Uhr kamen wir am Wambolder Sand, dem Ziel unserer Wanderung, an. Obwohl der Platz oberhalb von Bensheim recht groß ist, hatten wir Mühe, noch ein kleines Plätzchen für uns zu finden. Etwas erschöpft von der Wanderung aber immer noch bei bester Laune packten wir dort unser Picknick aus und ließen den Tag ausklingen.

Nachdem ich dieses Jahr sogar einen kleinen Sonnenbrand bekommen hatte, bin ich schon sehr gespannt, was uns nächstes Jahr wieder alles erwartet…

Wer von euch ist dann mit dabei? 😉

5 Kommentare

  1. ladyfromhamburg

    Eine schöne Tradition, diese Wanderung jedes Jahr zu wiederholen. Was mich allerdings wirklich enorm verblüfft hat, ist die Tatsache, dass so unheimlich viele Menschen am 1. Mai ebenfalls in den Weinbergen unterwegs sind! Ist diese Weinlagenwanderung demnach ein richtig offizieller Event, der immer so beliebt und gut besucht ist? Ich lese von Zwingenberg, tollen Plätzen oberhalb Bensheims oder auch vom Warnbolder Sand. Gibt es darunter eine bei den Wanderern ganz besonders beliebte Stelle?

    Freut mich auf jeden Fall, dass das Wetter in diesem Jahr so gut mitgespielt hat und es offenbar wieder ein sehr schönes Erlebnis war.

    LG Michèle

    1. Laura

      Hallo Michèle,
      auch wenn es sich hierbei um eine offizielle Wanderung handelt, die jährlich von den Bergsträßer Jungwinzern organisiert wird, bin ich auch immer wieder von den Menschenmassen überrascht :)!
      Die Wanderung an der Bergstraße scheint sich in den letzten Jahren weit rumgesprochen zu haben, so dass mittlerweile auch viele von außerhalb kommen… Es werden tatsächlich jedes Jahr mehr.
      Neben den genannten Plätzen ist das Bensheimer Kirchberghäuschen auf dieser Strecke sehr beliebt. Von dort aus hat man einen super Ausblick über Bensheim und kann eine kleine Stärkung zu sich nehmen.

      Danke dir! Dieses Jahr hatten wir wirklich Glück 🙂

      Liebe Grüße nach Hamburg
      Laura

      1. nokbew

        Meine Wurzeln liegen zw Frankfurt u Kassel. Mitten in DE aber trotzdem vollkommen weg vom Schuss. Dort liegt der Hund begraben, sagt man. Grüße

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